Kleine Stiftung mit großer Hilfestellung
„Es ist uns wichtig, gezielt zu helfen. Dort, wo sonst einfach kein Geld mehr fließt, weil Sozialleistungen ausgeschöpft sind“, erklärt Frank-Udo Sedat.
Mit diesem knappen Statement beschreibt er, was ihn 2014 dazu bewegte, die Geest-FUS-Stiftung zu gründen und damit Menschen unter die Arme zu greifen, die dringend Unterstützung benötigen.
„Hilfe wird an so vielen Stellen gebraucht“, ergänzt er. „Aber oft ist die Hemmschwelle zu hoch oder die Scham zu groß. Wir möchten das ändern und ermutigen, sich bei uns zu melden und Unterstützung anzunehmen.“
Die Geest-FUS-Stiftung richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene Einzelpersonen. An Migranten mit Bleiberecht, Menschen mit Handicap und ältere Bürgerinnen und Bürger im Amt Arensharde und den angrenzenden Ämtern Eggebek, Haddeby, Kropp-Stapelholm, Nordsee-Treene, Oeversee, Südangeln und Viöl. Das Gründungskapital stellte der Unternehmer Frank-Udo Sedat zur Verfügung. Über 30 Jahre ist er als Geschäftsführer einer ortsansässigen Firmengruppe, die unter anderem Windkraftanlagen betreibt, tätig. Er erwarb ein Haus, richtete es her und vermietete es an das Amt. Dieses Stiftungshaus bietet zwei Flüchtlingsfamilien eine Heimat. Die Mieteinnahmen fließen zu einhundert Prozent in die Stiftung zurück.
Der gebürtige Jübeker musste in der Nachkriegszeit als Dorfpolizistensohn von Vertriebenen aus Ostpreußen miterleben, wie schwierig es für Flüchtlingsfamilien ist, sich gegen Widerstände und Schikane durchzusetzen. Mit viel Engagement als Lotse, Organisator für Nachhilfeunterricht und Initiator der Fahrradwerkstatt, setzt er sich seit vielen Jahren für Geflüchtet ein. Für die ersten Familien aus der Ukraine gab es eine komplette Küchengrundausstattung – von einer Kaffeemaschine bis zum Kochtopf. „Es macht uns sehr traurig, wenn wir diese Frauen und Kinder sehen“, betont Florardinis Sedat. „Wir können uns da nichts vormachen – viele von ihnen werden am Ende Witwen und Waisen sein.“ Geprägt durch diese Erfahrungen engagiert sich der Jübeker – nicht nur für Geflüchtete, sondern für alle, die Hilfe benötigen. „Wer Geld verdient, sollte auch bereit sein, dieses vor Ort an Hilfesuchende einzusetzen“, findet er.
Mitunter sind es scheinbare Kleinigkeiten, die einer Familie das Leben erleichtern. „Wir haben von einer Mutter erfahren, die ihre Kinder auf dem Gepäckträger ihres Fahrrades vier Kilometer zum Kindergarten bringt“, erzählt Finja Henke, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung kümmert. „Sie hat einen Fahrradanhänger von uns bekommen, damit der Weg für alle sicher und bequemer ist.“ An anderer Stelle gab es einen Zuschuss zur Klassenfahrt, Material für die Renovierung der Wohnung und ein zweites Kinderbett – damit sich Geschwister keines teilen müssen.
Im vergangenen Jahr hat die Stiftung keine Gelder ausgeschüttet. „Nicht weil wir das nicht wollten“, erklärt Christoph Tams, der stellvertretende Vorsitzende. „Wir haben einfach keine Anträge bekommen.“ Das liegt neben der Hemmschwelle, sich an die Stiftung zu wenden auch daran, dass viele sie gar nicht kennen. Das soll sich ändern – mit einem frischen, zeitgemäßen Internetauftritt und neugestalteten Flyern. Beides ist aktuell in Arbeit. Eine wesentliche Säule sind an dieser Stelle auch die Multiplikatoren, also Lotsen, Familienbegleiter und Bürgermeister. „Sie kennen die Familien am besten und haben einen Blick dafür, wo die Not am größten ist.“ Eine andere Quelle gibt es nicht, denn natürlich dürfen beteiligte Institutionen aufgrund der DSGVO keine Daten an die Stiftung weitergeben.
Die Hilfe soll unkompliziert und niedrigschwellig sein. Dennoch kommen Bewerber nicht um Anträge und Formulare herum. „Da sind wir leider an die komplexen Vorgaben des Stiftungsrechts gebunden.
Das sollte aber niemandem Angst machen und ihn davon abhalten, sich bei uns zu bewerben. Natürlich helfen wir auch bei den Anträgen gerne“, betont Frank-Udo Sedat. Selbst wenn ein Antrag nicht gefördert werden kann, beispielsweise, weil der Wunsch nicht den Richtlinien der Stiftung entspricht, gibt es häufig noch Alternativen, mit denen die FUS helfen kann. „Mein Team und ich haben viele Ideen“, schmunzelt er.
Und deshalb ist der Appell des Stiftungsvorstandes eindeutig: „Trauen Sie sich Hilfe zu suchen und anzunehmen. „Nur dann können wir unser Geld einsetzten und helfen“, fasst Frank-Udo Sedat zusammen. „Und wir freuen uns, wenn wir sehen, dass unsere Hilfe ankommt.“
© Text Dr. Claudia Kleimann-Balke